10 jahre abitur und trotzdem viele fragen
vor kurzem wurde ich via web 2.0 plattform von einem profil, das den namen meiner schule mit zusatz „abitur 2000“ trug, dran erinnert, dass ich 2010 bereits seit 10 jahren mit der schule fertig bin und dass dies anlass sei, sich doch wieder einmal zu treffen und gemeinsam zu feiern.
hm…ist das wirklich ein anlass?
wir waren ein ziemlich großer jahrgang – fast 200 leute – und die gesichter waren zwar insgesamt familiär, aber kennen tat ich eigentlich eher nur einen kleinen kreis ausgewählter personen, die sich tendenziell nicht unbedingt, aber irgendwie schon als freunde bezeichneten. nur um noch einmal zu verdeutlichen, wie umfangreich dieser jahrgang war: es gab leute, die mit mir ihr abiturzeugnis ausgehändigt bekamen, von denen ich mir sicher war, sie nie zuvor als schüler und schülerinnen meines jahrgangs wahrgenommen, bzw. überhaupt unsicher war, diese je auf der schule gesehen zu haben.
so, angenommen, ich gehe nun zu dem gemeinsamen treffen, wie läuft das dann ab? was macht man da, abgesehen davon, dass man sich furchtbar betrinkt – vielleicht nicht die schwangeren und die, die kinder haben, wobei letztere erst recht, weil sie ja quasi einen tag frei haben und die kinder bei den großeltern abgesetzt haben, frei nach dem motto: „dann können wir ja auch mal wieder was trinken und xy weckt uns nicht bereits um 6:30 und hat hunger“. über was wird denn auf solchen veranstaltungen geredet?
ein freund von mir hatte dieses brimborium bereits dieses jahr und – er promoviert in deutsch und geschichte – um zu vermeiden, den leuten genau erklären zu müssen, was er macht, einfach immer gesagt hat, er sei noch student, was dann auf zurückhaltende reaktionen stieß, denn es erschien etwas seltsam, dass es sich jemand in unserer leistungsgesellschaft leisten könne, 10 jahre nach abschluß der hochschulreife noch an der hochschule zu verweilen. (ich finde solche menschen ja grundsympathisch!)
daraus schließe ich, dass zunächst im vordergrund die frage steht:
„und? was machst du so?“
„mhh, ja, ich wohne in berlin.“
„echt, berlin, voll cool. wo denn da?“
„kreuzberg“
„ah echt! ein freund von mir wohnt im prenzlauer berg. ist voll nett da mit all den cafés und boutiquen“
„mhh…“
„ja und was machst du jetzt beruflich?“
und da gehts los: student bin ich nicht mehr, ich arbeite ja bereits. aber habe ich lust, den leuten zu erklären, was ich mache? menschen die ich zum großteil seit 10 jahren nicht mehr gesehen habe und mit denen ich damals mir nicht viel zu sagen hatte, außer vielleicht: und, was hast du für leistungskurse?“ menschen, denen ich zutraue, dass sie zum großteil irgendwas mit marketing, bwl, bank oder werbung machen und das wort gemeinnützig nur aus dem fernsehen kennen, nämlich, wenn rtl zur großen spendengala des jahres aufruft, vermeintliche „stars“ sich zu peinlichen playback auftritten bewegen lassen und bei champagner darauf anstossen, dass die deutschen ja so großzügige spender sein, die trotzdem das meiste geld am ende des jahres für nutzlose, nicht wieder zu verwertende silvesterknaller verwenden.
dann vielleicht doch besser sagen: „ich studiere noch“, wobei dass unweigerlich die frage nach sich ziehen wird:
„und was?“
nächste zwickmühle, denn was antworte ich jetzt?
wäre ich ehrlich – also im rahmen der gegeben ehrlichkeit, eigentlich bin ich ja kein student mehr – und ich würde mein studium, das abgeschlossen ist, aber jetzt gerade doch wieder aktuell, angeben – neuere und neueste geschichte, amerikanistik und soziologie – würde das zu weiteren unweigerlichen fragen führen, z.B.
1. und was macht man damit?
2. du wirst also lehrer
3. wenn du kein lehrer wirst, was macht man denn dann damit?
argh, habe ich lust darauf zu antworten? nein, sicher nicht! also studiere ich Maschinenbau oder informatik.
dann ist das gespräch aber noch nicht vorbei und wie es in so einer gesprächssituation erwartet wird – auch wenn ich keine chance hatte, sie zu vermeiden -, stelle ich ebenfalls all diese fragen und gebe ich mich dabei interessiert, obwohl mir die person und ihr fiat uno schon zu schulzeiten ein grauß war.
also frage ich:
„ja und du so? was geht bei dir?
irgendwo zwischen dem wortschwall „bwl-studium“, „studium in england“, „marketing bei coka-cola“, „yoga“ und „kiffen tu ich nicht mehr“ schalte ich ab und frage mich, ob es unhöflich wäre, jetzt ihn/sie zu unterbrechen und mich mit dem kommentar: „soll ich uns noch was zu trinken holen“ schnellstmöglich aus dem staub zu machen, um mir dann mit dem getränkeholen möglichst viel, viel zeit zu lassen, so dass mein/meine ex-gegenüber bereits in ein gespräch über „was machst du so“ mit jemand anderem verwickelt ist, der dies vielleicht eher zu schätzen weiß.
ich drücke ihm/ihr dann sein vodka-red bull in die hand (die kinder sind ja bei oma, da kann man ja wieder mal einen trinken, du verstehst) und entschuldige mich auf die toilette. sag ich zumindest, aber suche dann doch die alten homis, mit denen, da der kontakt nie ganz abgebrochen ist und man in regelmäßigen abständen erfahren hat, was der derjenige/diejenige so treibt, eigentlich ganz entspannt reden kann und sich die gruppe reletaiv schnell einig ist, dass diese veranstaltung eigentlich nur bekifft zu ertragen ist.
„gut, wer hat was dabei?“
p.s. die einladung zur veranstaltung erwähnt auch, dass man gerne seinen Partner/ seine Partnerin mitbringen darf. alleine zu erscheinen, stigmatisiert einen somit sowieso als loser…ich meine als einsamen loser…ich glaub, ich bleib zu hause!
foddo und film in lüneburch, wa eckardt?
in lüneburch – wie wir norddeutschen sagen – ist gerade son herr mit zwei kameras unterwegs. der photographiert und filmt dabei…krass,nich? aber det geit! un zwar so. an der kamera (photo) is noch ne kamera (film) drangetüttelt und die sendet live und direkt ohne mic in der hand…nur eckardt musste man wieder mal alles erklären…
eckardt so: äh aha, da läuft jetzt einer durch das kaff lüneburch und macht foddos und filme…ja und? da gibts doch gar nix zu sehen…
ich so: richtich! normalerweise! aber, gerade geht da einiges, nähmlich artotale, das is so streetart, weste. na auf jeden fall läuft er duch die stadt und bewundert die streetart-künstler beim malen und zeichnen mit farbe aus der dose.
eckardt so: ne, aber is das nich illegal, das malen mit farbe aus der dose!
ich so: nee nee, is doch nen offizieller rahmen, also alles ganz legal
eckardt so: dufte, da schau ich mal online vorbei, denn physisch setz ich keinen schritt mehr in das kaff…
ich so: auch gut!
…die freiheit nehm ich mir
ich freue mich immer, wenn andere menschen um mich besorgt sind!
Chance 1 zu 50 bzw. 60
an der kasse…
…stehe ich, vor mir zwei jungendliche, vielleicht 16,17,18 mit einem 1,5l tetrapack orangensaft und einer 0,75l flasche vodka, beides hausmarken des supermarktes, der nicht als discounter zu bezeichnen ist, jedoch aber auch gut und günstig anbietet.
mir fällt darauf ein, dass ich diese kombination zu gut kenne. vielleicht war es damals eher multivitaminsaft, aber im prinzip das selbe und das selbe alter. und mir fällt auf, dass ich da nicht mehr trinken würde…billig o-saft, ja gerne, aber billig vodka, die flasche für knapp 5€, deren edikte schon beim betrachten kopfschmerzen bereitet? nein, sicher nicht.
das alter spielt eine rolle, es geht ja nicht mehr um den suff, sondern um das vergnügen. oder?
das geld spielt eine rolle, man hat mehr und setzt dementsprechend mehr auf qualität statt quantität. oder?
überhaupt, rotwein hat ja eh mehr eleganz als so eine billige flasche vodka, denke ich so, während es nun an mir liegt, die flasche in meiner hand zu bezahlen…
und doch! beim preis des getränkes meiner wahl wird mir klar, das meine arroganz gegenüber dem hausmarken vodka des supermarktes völlig unberechtigt war…
denn mein rotwein ist auch einfach billig…kein tetrapack, aber schraubverschluss!
the name is the game
schon etwas veraltet, aber es wird verraten, wo dieser blog seinen namen fand…
was es darüber darüber zu wissen gibt, erfahrt ihr hier
salato top deluxe
fenchel (kleingeschnitten)
walnüsse (auch klein)
zwetschgen oder pflaumen (auch klein)
weißer balsamiko essig
olivenöl
honig
salz & pfeffer
alles zusammen, öl und essig im verhältnis 2 zu 1, umrühren…
bon appetite
hugh grant im urbanen szenekontext
ich bin ein absoluter hugh grant fan. „vier hochzeiten und ein todesfall“ und „notting hill“ gehören zu meinen all time favs filmen, wobei ich mich über eine hierarchische reihenfolge nicht wirklich einigen kann.
„wie??? du magst hugh grant?“
„wen? wer ist hugh grant?“
„was? du hast doch nasenringe„!
so ungefähr muss man sich die antworten vorstellen, kombiniert mit spöttischen, bzw ungläubigen lachen, wenn ich von meinem faible berichte – manche leute würden das auch vielmehr als beichten bezeichnen. für diese reaktionen in meinem erweiterten bekanntenkreis gibt es unterschiedlich gründe. zum einen wohne ich in kreuzberg, laut wikipedia ein sogenannter szenebezirk und für die hier ansässigen menschen ist hugh grant wahrscheinlich alles andere als szenig. er ist auch nicht trashig, trägt keine rosa hasenanzüge oder ist underground wie elektromusik oder aggro berlin. seine filme sind nicht sozialkritisch und schon gar nicht annähernd politisch. man kann ihn auch nicht wegen seiner schauspielerischen qualitäten akzeptieren, denn grants repertoire an schauspielerischen können ist eher zurückhaltend klein. er hat zwei drei gesichter, die er gut beherrscht und die einzige rolle, die man ihm glaubhaft abnimmt, ist die, die er immer spielt: den schusseligen gut-aussehenden deppen, dem nix so richtig gelingen mag, der aber am ende doch in die liebe stolpert.
zum anderen schätze ich den film-geschmak in meinem erweiterten bekanntenkreis, mit dem ich mich bei zeiten über filme auseinander setze, eher auf so david lynch-filme ein: flime deren inhalt möglichst verworren ist, die kamaraführung so stotterig, dass man am besten nach den ersten drei minuten kopfschmerzen hat oder einem zumindest übel ist und überhaupt, ein film muss kunst sein. klar, man kann filme auch nur zur unterhaltung sehen, aber dann bitte extra schön aufgeblasen mit viel krawall und remmi demmi wie z.b. in „300“ oder „batman – the dark night„. da werden einfach alle filmeffekte gleichzeitig aufgefahren und solche filme kann man ja sowie so nur auf einer großen kinoleinwand mit thx-sound sehen. das trifft auch alles wieder nicht auf die filme zu, in denen hugh, wie wir fans sagen, eine tragende rolle spielt. schnelle kamara? nee! schnelle szenen! auch nicht. (gut, so langsam wie die straight story von lynch sind sie auch nicht.) und action? die größte actionszenen, die mir spontan bei „4huet“ und „notting hill“ einfallen, sind die autofahrten, wenn der held grant mal wieder knapp dran ist, irgendwas wichtiges (hochzeit, letzte pressekonferenz vorm abflug seiner angebeteten) zu verpassen. und dann sind die auch eher lustig. und sparta muss sich nicht gegen einfallende perser verteidigen.
hugh grant filme sind keine kunst. sie sind mainstream produkte und in 99% der fälle weiß man, wenn man sich für einen hugh grant film entscheidet, dass dieser gut ausgeht bzw. hugh grant eine nette rolle hat oder, wenn er mal einen bösewicht spielt, wie in „bridget jone’s diary„, er auf den deckel bekommt.. ich mag das! ich will kein weltuntergangs- oder offengelassenes ende. ich will auch keinen held, der geht, stirbt oder dann doch seine seele an den kapitalismus verkauft. mir ist diesbezüglich sicher vorzuwerfen, dass ich mich in einer „heititeiti-welt“ verstecke, in der nur blumen blühen und es nie regnet. richtig ist, dass ich sonnenschein vorziehe.
somit stehe ich oft alleine da, wenn es darum geht, dass in lockerer runde über den eigenen oder die eigenen lieblingsfilm/e geredet wird. aber kein problem, ich kenn dass, das habe ich mit 17 bereits als einzig bekennender tocotronic fan an meiner schule durchgemacht. da waren alle jazz, reggae und/oder hiphop fans und wie hugh grant in kreuzberg stand ich alleine in der nichtraucherecke vor der schule mit dem walkman auf den ohren und der „es ist mir egal, aber“ attitüde.
kritisch wird es auch immer nur dann, wenn mich mein bekanntenkreis auffordert, wenigstens für einen film stellung zu beziehen:
ich: „ich kanns nicht, ich liebe beide!
andere/r: „also 4huet“ is ja noch ganz lustig, aber „notting hill“ geht aber gar nicht klar.
ich: „das sind doch zwei paar schuhe! du kannst doch „terminator 1“ auch nicht mit teil 2 vergleichen!“
andere/r: „aber du hast doch nasenringe“ (ungläubiges kopfschütteln, danach hektisches ziehen an der zigarette)
ich meine es ernst, ich kann es einfach nicht und verabschiede ich mich von dem gedanken, eine entscheidung zu treffen und in lockeren „was ist dein lieblingsfilm“-runden zu der 0.33-becks-bier-fraktion zu gehören, die sich uneinig ist, wie lynchs engagement zur transzendentalen meditation für benachteiligte kinder zu bewerten ist. meist teilt sich hier die gruppe sowieso in die 0.33-becks-bier-und-yoga und 0.33-becks bier-und nicht-yoga-fraktion. vielleicht ist alles jetzt von mir zu salopp über einen kamm geschoren und zu allgemein ausgedrückt. aber mit meinem idol hugh grant wird ja auch nicht gerade zimperlich umgegangen!
abschliessend ist anzumerken, dass der exzessive gebrauch der wörter „man“ und „auch“ keinen sehr schönen schreibstil an den tag legt. mhh…is wohl wahr.